Dinggeschichte: Isolator
Heute gibt es wieder etwas Praktisches: Den Isolator.
Was das ist, ein Isolator? Seht hier: „Der Isolator – Dein Freund und Helfer„
Aber nun zur Geschichte genau dieses Isolators auf dem Bild:
Irgendwann in einem Winter habe ich ihn im Kofferraum meines Autos gefunden, das im Sommer als ‚Alpbetriebsauto‘ gedient hatte. Ich war schlagartig gerührt, befand mich sofort wieder im Berg (so sagt man im Allgäu, wenn man auf einer Alpe arbeitet – hat nichts mit Bergwerk oder so zu tun) und dachte an diesen Vorfall:
Eines Tages sah das Gesicht eines der Milchkälber auf der Weide gleich bei der Hütte komisch aus. Bei näherem Hinsehen stellten wir fest, daß das Kalb einen solchen Isolator wie ein Augenlid-Piercing trug. Wie es das geschafft hat, war uns schleierhaft – und bei entsprechenden Überlegungen ließ es uns kalt den Buckel runterlaufen. Ganz klar aber war, daß der Isolator schnellstmöglich entfernt werden mußte.
Wir bugsierten das Kalb und seinen besten Kumpel in den Stall (zu zweit sind sie viel ruhiger). Dann holten wir aus dem Zaunzubehör einen anderen Isolator, um nochmal genau zu schauen, wie wir ihn möglichst fix und schmerzfrei beseitigen könnten. Der Chef hielt das Kalb, ich zog ruhig und zügig den Isolator ab, fertig. Zum Glück war dem Kalb außer etwas Vewirrung nichts passiert. Puh!
Diese Geschichte und hunderte Meter aufgestellte und abgelegte Zäune zogen vor meinem inneren Auge vorbei, als ich diesen Isolator im Kofferraum fand. Zudem rieb ich mir wie bei einem Phantomschmerz automatisch mein Handgelenk, als sei es wieder lädiert vom vielen Ein- und Ausdrehen der Isolatoren in mehr oder weniger willige Pfähle.
Ich habe den Isolator dann in meine „Dinge, die schön und nutzlos sind“-Schublade gelegt. Das ist sehr eigenartig, denn eigentlich ist ein Isolator eben Dein Freund und Helfer in allen Lebenlsagen. Fast allen. Denn in einer Wohnung nützt ein Isolator herzlich wenig! Aber er ist für mich wie ein Schlüssel in die ‚Bergwelt‘ und mir deshalb sehr lieb (:
Mich faszinieren Dinge. Sie sind da. Sie sind nicht per Email zu schicken. Sie werden weitergegeben, verschenkt, weggeworfen, alt, kaputt, ganz, … Sie gehören jemandem und bedeuten Verantwortung, machen Mühe, erinnern einen. Und sie haben alle eine Geschichte. Manche erzähle ich hier in den „Dinggeschichten“.
Heike, 2. Oktober 2019
[…] Wie das Leben manchmal so spielt… Durch einen europäischen Moderations-Job in Berlin lerne ich Yves Verelst kennen – beruflich Mitarbeiter eines Fernsehstudios in Brüssel, freizeitlich ein begeisterter und kundiger Heim- und Handwerker. Sogleich haben wir ein gemeinsames Thema: Wir lieben es, Dinge selbst zu machen. Ich schaue seine Videos an, er amüsiert sich über meine Isolatoren-Dinggeschichte. […]