Metalltablett mit Essen wie aus dem Labor

Bitbreze mit Datenkäs an virtuellem Salat


aHEU.BLOG unterwegs bei „Richtig gut essen – Digital ist real“ Bayerische Ernährungstage 2019 //

Alle zwei Jahre lädt das Kompetenzzentrum Ernährung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu einer Reihe von Veranstaltungen rund um das Thema Ernährung. Sie sollen die Fachwelt miteinander ins Gespräch bringen, neue Erkenntnisse vorstellen und die Öffentlichkeit begeistern. Hier ein kleiner Bericht dazu und eine persönliche Überlegung ganz unten.

Stand mit VR-Brillen
3D-Reise durch den Körper mit Brillen von Cat Medic

Erster Gang: Symposium

Auftakt dieses Jahr: Ein Symposium zu Entwicklungen im Bereich Digitalisierung und Ernährung. Im großen Saal des Ministeriums gaben sich einen Tag lang Sprecher aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft das Mikrophon in die Hand und das zahlreich erschienene Publikum diskutierte mit.

Michaela Kaniber an Rednerpult vor Publikum
Staatsministerin Kaniber begrüßt

Von seelischen und gesellschaftlichen Wirkungen der Digitalisierung wurde berichtet, aber auch von medizinischen Einsatzmöglichkeiten der Big Data. Foodporn in Sozialen Medien und Self-Tracking per App ließen grüßen. Schnelle Verbreitung von Informationen führe zu schnellebigen Ernährungstrends. In Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung würden alle möglichen Zustände Parameter exakt und lückenlos gemessen und das Produkt verbessern. Ebenso mache sich die Gastronomie Digitalisierung zunutze beispielsweise für ein reibungsloseres Miteinander der Service- und Küchenkräfte. Alle Altersstufen könnten durch digitale Spiele ‚gestupst‘ werden, mehr auf ihre Ernährung zu achten. Ein größeres Bewußtsein für den eigenen Körper könnte durch immersive 3D-Visualisierungen erreicht werden.

Anastasia Eggers von den Food Kompanions stellte das Projekt „Mensa 2.0“ vor.

Das Symposium streifte viele Themen und hatte für alle Stufen der Wertschöpfungskette etwas zu bieten. Mir fehlte etwas der rote Faden oder eine klarere Gliederung der Inhalte, die zwischen philosophischen Spaziergängen, wissenschaftlichen Studien und Produktwerbung changierten. Anregung und ‚Branchentreff‘ war das Symposium aber allemal.

Zweiter Gang: Erlebnistag

Zwei Tage später dann für alle Neugierigen der Erlebnistag „Digitaler Marktplatz der Ernährung“ im Schmuckhof des Ministeriums. Bei strahlendem Sonnenschein gab es an vielen Ständen Interessantes zu entdecken wie zum Beispiel: Waldpädagogik mithilfe virtueller Tiere in einem Display mit Augmented Reality. Eine Marzipaneule aus dem 3D-Drucker. Ein wie ein automatischer Rasenmäher aussehender Hack-Roboter. Aus Mülltonnen gerettete Lebensmittel geschmackvoll verarbeitet. Digitale Geräte für mehr Tierwohl im Rinderstall. Dazu die Eisschnellauf-Weltmeisterin Anni Friesinger-Postma als Stargast und eine Schnitzeljagd über alle Stationen für Groß und Klein. Ernährung in vielen Facetten also und vor allem in modernen Facetten!

Gänge 3 bis n

Weitere Veranstaltungen zu den Ernährungstagen finden bayernweit in den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten statt. Sie thematisieren, welche digitalen Helfer es im Ernährungs- und Bewegungsbereich gibt und was in Sachen Datenschutz zu beachten ist.
Einen Schwerpunkt setzen noch die Fachtagungen Kita- und Schulverpflegung.

Mein Fazit…

Löwe aus Porzellan schaut in Hof

Mein Fazit: Das Motto der Ernährungstage „Digital ist real“ finde ich gut. Ob wir es wollen oder nicht, ob wir sie selber nutzen oder nicht, wird unser Alltag immer digitaler. Auf dem Weg des Essens von der Landwirtschaft über die Verarbeitung, Verpackung und den Handel wird es verschiedentlich digital erfaßt und verändert.
Jede Technik kann verschieden genutzt werden: Ein Hammer kann einen Nagel oder einen Kopf einschlagen. Es sollten stets die Risiken – zum Beispiel Stichwort „Gläserner Mensch“ – und die unbeabsichtigten Folgen – zum Beispiel innerliche Abwesenheit durch Smartphones – mitbedacht werden, wenn etwas Neues in die Welt gesetzt wird. Denn wenn es einmal da ist, wirkt es sich aus. Per Digitalisierung werden viele Dinge aus dem dämmrigen Reich des Selbstverständlichen in das Licht von Daten und Kameras gezogen. Dies hat Folgen auf uns, unser Selbstverhältnis, unser Miteinander und – beim Thema hier – auf unsere Ernährung und unser Wohlbefinden. Wenn es beim Essen zunehmend um Nährwerte, Benefits oder Insta-Bilder geht, tritt die einfach so auftretende Lust auf etwas und der einfach im Moment erlebte Genuß in den Hintergrund. Der Soziologe Alfred Schütz würde sagen, da ersetzt Um-Zu das Weil: Es heißt nun „Ich esse Bergkäse, um meine Gesundheit mit seiner super Relation von Omega-Fettsäuren zu stärken“ statt „Ich esse Bergkäse, weil er mich gerade angelacht hat und saugut schmeckt“. Wie schade! Da heißt es dann, wieder mehr Augenmerk auf das Genießen zu legen – am besten mit einer App, die mich täglich an den ’spontanen‘ Genußmoment erinnert… (;

Programm, Redner und alle weiteren Informationen findet Ihr unter www.ernährungstage.de

Heike, 3. Juli 2019


Hinterlasse einen Kommentar