Swing in der guten Stube
aHEU.BLOG unterwegs beim „Monaco Swing Ensemble“ //
Als ich aus dem Auto steige, muß ich lachen: Da fahre ich hinaus in den Osten Münchens, um endlich mal das Monaco Swing Ensemble live zu erleben, und wovor stehe ich?
Vor der ehemaligen Molkereigenossenschaft Glonn. „Ich komme nicht raus aus meinem Dunstkreis, ich komme nicht raus!“, denke und schmunzle ich mir, während ich zur Schrott-Galerie Friedel laufe, in der das Konzert stattfindet. Und wo ist die Galerie untergebracht?
In einem alten Hof. Und die Besucher treten ein durch das Tennentor, laufen zwischen alten landwirtschaftlichen Geräten hindurch und hinein in die gute Stube. Nicht nur ich scheine mich da wohl zu fühlen, sondern auch die anderen Gäste, die von Galeristin Yvonne Reber herzlich empfangen werden und sich mit Getränken an der Bar selbst versorgen können.
Schon bald treten die fünf Musiker auf; die beiden Holzbläser Jan Kiesewetter und Jakob Lakner, die Bassistin Julia Hornung und die Gitarristen Daniel Fischer und David Klüttig. Mit ihrer mitreißenden Musik haben sie den Raum im Nu eingenommen. Für Kenner: Sie spielen Gypsy Jazz in der Tradition Django Reinhardts, traditionellen Up-Tempo Swing. Für Neulinge: Der Stil stammt aus dem Paris der 1920er Jahre und ist der erste in Europa ‚erfundene‘ Jazz, eine Variante der Swing-Musik. Optisch fallen die charakteristischen Manouche-Gitarren mit ihren kleinen O-förmigen oder großen D-förmigen Schallöchern auf.
An diesem Abend sind es meist schnelle Stücke, die durch den Beat von Rhythmusgitarre und Baß getragen und vorangetrieben werden. Über dieser soliden wie behenden Basis entfalten die Solisten ihre Soli. Die Grundstimmung ist fröhlich bis ausgelassen, die teilweise halsbrecherischen Tempi machen den Fünfen offensichtlich nichts aus. Im Gegenteil – immer wieder lächeln sie sich zu oder lüften für eine gelungene Aktion des Kollegen anerkennend die Augenbraue. Langsamere Stücke werden gefühlvoll gespielt und geben dem Programm Tiefe. Langweilig wird es in den beiden Sets nie. Trotzdem ist es auch eine schöne Abwechslung, als die Besetzung zwischendurch zu einem Trio wird.
Für die mal launig, mal trocken amüsant ausfallenden Ansagen ist fast jeder einmal zuständig. Und gegen Ende gibt es noch eine Gesangseinlage von Jakob Lakner.
Beim Monaco Swing Ensemble wird an diesem Abend klar, wie gut Pariser Swing in die Glonner Bauernstube paßt. Direktheit, Spielfreude, Tradition. Hausmusik par excellence (;
Heike, 22. Mai 2019