„Projects & Things“: DIY-Youtuber Yves Verelst über das Selbermachen
aHEU.BLOG bekommt Unterstützung von einem belgischen Seelenverwandten //
Wie das Leben manchmal so spielt… Durch einen europäischen Moderations-Job in Berlin lerne ich Yves Verelst kennen – beruflich Mitarbeiter eines Fernsehstudios in Brüssel, freizeitlich ein begeisterter und kundiger Heim- und Handwerker. Sogleich haben wir ein gemeinsames Thema: Wir lieben es, Dinge selbst zu machen. Ich schaue seine Videos an, er amüsiert sich über meine Isolatoren-Dinggeschichte.
Welch Glück, daß Yves der Netzgemeinde nicht nur supertolle, ebenso hilfreiche wie unterhaltsame DIY-Videos schenkt, in denen er und teilweise auch seine Frau und seine kleinen Kinder gekonnt werkeln. Sondern Yves schreibt auch gerne über seine Leidenschaft. Lest seinen Beitrag hier, folgt ihm auf Facebook und abonniert seinen Kanal!
Gastbeitrag von Yves Verelst (aus dem Englischen übersetzt von mir – original English version below!):
Warum ich Dinge wiederverwende
Die Sätze „Willst Du das wirklich wegwerfen? Es ist schön.“ kommen mir ziemlich oft über die Lippen. Die anderen sehen oft ein altes Ding, das keinen Zweck mehr hat. Für sie mag das stimmen. Aber ich, ich neige dazu, weiter zu sehen, über das Ding selbst hinaus, zu all den Dingen, die es sein könnte.
Was ein Karton vermag
Nehmen wir zum Beispiel einen Pappkarton. Er kann eine Schachtel zum Verpacken und Versenden sein. Oder schließe ihn, drehe ihn um und es ist ein Couchtisch in Deiner ersten Wohnung bis Du Dir einen ‚richtigen‘ leisten kannst.
Gib den selben Karton einem Kind und er wird eine Burg werden, eine Rakete oder ein Schloß. Zerschneide ihn in Stücke und Du hast neues Rohmaterial, aus dem Du viele Dinge machen kannst, mit etwas Kleber und Vorstellungskraft.
Das gleiche Ding, der Karton, birgt viele Dinge in sich, die er sein kann und das ist die Grundlage dafür, warum mich Dinge faszinieren. Sie sind momentan ein Ding, mit einer Funktion, und dann werden sie in den Müll geworfen oder irgendwo vergessen nach dem Motto „oh das alte Ding, wir benutzen es nicht mehr“.
Ich rette gerne alte Dinge, die ein Leben gehabt und eine Geschichte haben, und verwandle sie in etwas anders, etwas, das wieder einen Nutzen hat, obgleich vielleicht nicht den selben wie zuvor.
Entrümplen olé
Vor ein paar Jahren zum Beispiel half ich einem Freund, ein Haus in Antwerpen auszuräumen. Das Haus und das meiste Mobiliar war fast 100 Jahre alt. Den neuen Besitzern war das meiste nicht willkommen und es ging in einen riesigen Container zum Verschrotten.
Als wir vor einer Vitrine standen, die zwar kaputt war, aber wunderschöne handgeschnitzte Schubladen und eine lila Buntglas-Tür hatte, stoppte ich die Party und bat, ob ich diese Stücke retten und zu mir nach Hause entführen dürfte. Drei dieser Stücke wurden Teil der neuen Vitrine, die bis heute in meinem Haus steht.
Hier seht Ihr das Video zur Vitrine:
Gut bleibt gut und wird wieder gut
Das vierte Stück wurde zu einer Schatzkiste für einen Freund. Dieses letzte Stück war eine dieser Schubladen. Alt: ja. Kaputt: Ja. Aber nicht unnütz.
Ich nahm all diese guten Stücke und machte aus ihnen eine Kiste. Das Material, die Beschläge und der Lack waren auch nach 100 Jahren noch gut und werden es weiterhin sein, während sie ihre Funktion für jemand anderen erfüllen. Das Ding, das jemand gemacht sowie verkauft hat und das jemand anderes viele Jahre nutzte, ist ein neues Ding geworden, das jemand gemacht sowie verschenkt hat und nun jemand anderes viele Jahre nutzen wird.
Hier einige Bilder aus dem Video dazu:
Und hier das Video selbst:
Meine Mission
Der erste Schritt ist es, das gewollte Objekt zu sehen, nach etwas zu verlangen. Der zweite Schritt ist oft, einfach rauszugehen und es zu kaufen.
Mit meiner Arbeit online will ich vor allem Leute davon überzeugen, gewünschte Dinge doch versuchen selbst zu machen. Das gilt für alle – vom sehr geschickten Handwerker mit kompletter Werkstatt bis hin zu Zehnjährigen, die noch kein einziges Ding gemacht haben.
Recyceln ist auch gut für die Umwelt und es ist kreativ und fordert Dein Hirn, auszutüfteln, wie Du es am besten anstellst. Aber allem voran ist es unvergleichlich erfüllend und befriedigend, Deine eigenen Dinge zu machen. Und wenn es nur ein Stück Karton ist, Heißkleber und Klebeband – aus diesen drei Gegenständen haben mein vierjähriger Sohn und ich in zehn Minuten Spielzeuge gebastelt (windige, häßliche Spielzeuge), mit denen er noch ein Jahr später spielt. Weil sie einzigartig sind und er sie selbst gemacht hat.
Dieses Erfolgsgefühl ist eine der größten Motivationen im Leben und eine Glücksquelle. Ich hoffe wirklich, daß mehr Menschen dieses Gefühl und alles, was mit ihm kommt erleben.
Yves‘ original text:
„
„Are you really throwing that thing away? It´s beautiful.”
is a sentence that rolls off my tongue quite often.
They often see an old thing that no longer has a purpose. For them, that is. And I, on the other hand, tend to see further, past the thing itself, to all the things it COULD be.Take a cardboard box for example, it can be a box to pack things in and ship it. Or close it up, turn it around and it´s a coffee table in your first appartement, until you have the cash to buy a “proper “one.
Give that same box to a kid and it will become a fort, a rocket or a castle. Cut it into flat parts and you have a new raw material to make many things out of, with some glue and imagination.
That same thing, the box, has many things it CAN be and that is the basis of my fascination with things.
They are currently one thing, with one function, and then they get discarded in the trash, or forgotten somewhere under the motto “oh that old thing, we don´t use that anymore”.I like saving old things that have had a life, a story and turn them into something else, something that has a purpose again, but possibly not the same purpose they had before.
As an example, a few years back I helped a friend clean out an old house in Antwerp, Belgium. The house and much of the furniture was close to 100 years old.
For the new occupants, almost everything was unwanted and was going to go into a huge container to be dumped.
When we got to a cabinet that was broken but had beautiful hand carved drawers and a purple stained glass door I stopped the party and asked if I could save those pieces and kidnap them home.
3 of those elements became part of a new cabinet that still stands in my house today and the 4th piece i turned into a keepsake box for a friend of mine.That last piece was one of those drawers, old: yes, broken:yes but not useless.
I took all the good pieces and made them into a box.
The materials, hardware and finish are still good after 100 years and will continue to do so, while again serving as a functional piece for someone else.
The thing, that someone made, sold, someone else used for many years, has now become a new thing, that someone made, gave away and someone else will use for many years.The first step is seeing the object you want, having the desire for something.
The second is often to simply go out and buy it.A big part of what I try to do online is to convince people to try and make the things they want. It´s for everyone, from a super handyman with a full workshop, to a 10 year old who has never made a single thing. It´s good for the environment because you are recycling, its imaginative and gets your brain working on the puzzle of how to make it, but most of all, the satisfaction of making your own things is irreplaceable. Even if it is cardboard, hot glue and tape, my 4y old son and I have made toys, crappy, ugly toys, in 10 minutes from those 3 items that he still uses a year later, because they are unique and he made it himself.
That feeling, accomplishment, is one of life´s greatest motivators and sources of happiness.
Yves‘ original
I truly hope that more people can achieve that feeling and everything that comes with it.
„
Werbung für Projects & Things von Yves Verelst
Heike, 27. Oktober 2020