Leben an der Quelle
aHEU.BLOG unterwegs auf dem Gasthof Laiter in den Allgäuer Bergen //
Ich fahre hinein in das südlichste Tal Deutschlands, das Stillachtal bei Oberstdorf. Die namensgebende Stillach fließt mir entgegen. Das letzte Stück des Wegs ist für den allgemeinen Verkehr gesperrt; nurmehr Füße und muskelangetriebene Räder dürfen zu meinem Ziel: Die Laiter.
Wunderschön liegt sie da, ein kleines Wirtshaus mit grandiosem Blick auf den Allgäuer Hauptkamm, auf 1.050m am Fuße des Fellhorns gelegen.
Es ist eine besondere Stimmung, wenn man sich zu anderen Zeiten als den üblichen an bestimmte Orte begibt. Ich mag es zum Beispiel, am späten Nachmittag in den Bergen zu sein. Dort gibt es dann vor allem das alles durchleuchtende Licht der tiefstehenden Sonne und ‚die Ruhe nach dem Sturm‘. Hier auf der Laiter ist am Morgen die Ruhe VOR dem Sturm. Gerade recht, um sich gemütlich mit Anneliese Vogler, der Seniorchefin, und Rudi Vogler, dem Seniorchef zu unterhalten. Alles ist schon blitzsauber und einladend hergerichtet für die Gäste.
Rudi ist hier aufgewachsen. Es war nicht leicht. Der Vater blieb im Krieg, die Mutter mußte die beiden Kinder und sich alleine durchbringen. Sie fing an, neben der eigenen kleinen Landwirtschaft, die fast nur den Eigenbedarf deckte, Holzer, Bäumer und Jäger zu bewirten. Manchen im Tal paßte das nicht. Rudis Mutter wurde angezeigt, konnte dann aber eine Konzession erwerben — diese kostete damals 20 D-Mark, die sie nur in mehreren Raten bezahlen konnte. So fing alles an mit dem Gasthof Laiter.
Nach der Schule begann Rudi eine Lehre als Koch. Die damaligen Arbeitszeiten waren andere als heutzutage: Der Lehrling Rudi mußte von 6 bis 23 Uhr arbeiten. Freie Tage? Scherzle g’macht. Das alles haute nicht hin mit dem Betrieb daheim und deshalb suchte sich Rudi etwas anderes. So kam er zu den Berufsjägern. Das waren auch lange Tage und Nächte, aber er konnte flexibler daheim mitanpacken. Die gründliche dreijährige Jäger-Ausbildung beinhaltete das Zerlegen, Ausnehmen, etc. der erlegten Tiere. Dies half Rudi später beim Metzgern im eigenen Schlachtraum und beim Kochen in der Laiter-Küche. Die Sache wurde rund. Über 30 Jahre kochte Rudi daheim im Gasthof und war zugleich Berufsjäger. Zusätzlich betrieb er einerseits die Berglandwirtschaft mit erst Milchkühen, dann Mutterkuhhaltung, nun Pensionsvieh, und andererseits seine Forellenteiche.
Anneliese Vogler ist Wirtin mit Leib und Seele. In der blütenweißen Kittelschürze begrüßt sie die Gäste, unterhält sich mit ihnen und kann davon viele kuriose Geschichten erzählen. Zum Beispiel, als Buddhisten zu Besuch waren und sich fragten, ob sie als Vegetarier Eier essen dürften, oder dies dem Verzehr eines Kükens gleichkäme. Anneliese Vogler konnte sie jedoch beruhigen, denn die Hühner, die die Eier gelegt hatten, hatten nie einen Hahn gesehen – somit wäre auch kein Küken möglich gewesen. Nach Rücksprache mit ihren Glaubensoberen ließen sich die buddhistischen Gäste die hausgemachten Kässpatzn schmecken.
In den Bergen wächst durch rauhere Bedingungen und die durch den Schnee kürzeren Vegetationszeiten alles langsamer. Dem ähnlich geben auch die Voglers ihren Tieren mehr Zeit in einer bilderbuchschönen Umgebung. Die Rinder sind den Sommer über auf den Bergwiesen und die Kälber bleiben etwa ein Jahr bei der Mutter. Die Forellen dürfen sich ohne Druck in etwa drei Jahren in klarem Bergquellwasser zu ihrem Schlachtgewicht von 250/300 Gramm entwickeln. Rudi schüttelt den Kopf über sonst mittlerweile in Fischfarmen übliche Methoden, die Tiere schnell wachsen zu lassen.
Was aus einer Aufzucht wie auf der Laiter und noch dazu ganz frisch (die Forellen beispielsweise schwimmen zuletzt bis unmittelbar vor der Verarbeitung im Brunnen hinter der Küche) auf dem Teller landet, hat eine Qualität, die es nicht mehr oft gibt, sagt Rudi. Er findet das schade, geht mit seiner Familie aber voller Überzeugung diesen Weg weiter. Wild und Fisch kommen aus eigener Herstellung. Brot und Gemüse stammen von Lieferanten aus dem Illertal. Und der prämierte Alpkäse wird einige hundert Höhenmeter oberhalb der Laiter auf dem Fellhorn hergestellt, genauer gesagt auf der Alpe Schlappold, die mit ihren 80 Kühen die größte und höchstgelegene Sennalpe Deutschlands ist.
Mittwochs zum Beispiel zieht dieser Käse auf der Laiter lange Fäden aus der Schüssel – jede Woche beim Kässpatzn-Abend. Zu diesem Anlaß fährt das gemütliche Marktbähnle aus Oberstdorf herauf.
Einen sehr schönen Rahmen bildet die Laiter auch für Feiern und vor allem Hochzeiten mit Allgäu-Liebe. Immer mehr Paare wünschen sich, in der Natur zu sein, wünschen sich Berge und Grün – und welche Location sonst kann das schon direkt vor dem Haus bieten? Und wer mag, kann die „frisch geschüttelten Betten“ der Gästezimmer auch als Basecamp nutzen, um am nächsten Morgen direkt in die umliegende Bergwelt aufzubrechen.
Anneliese und Rudi Vogler sowie ihr Sohn Thomas mit Familie schätzen es sehr, auf der Laiter der Natur so nahe zu sein und mit ihr zu leben. Und sie freuen sich, dies mit ihren Gästen zu teilen. Auf was wartet Ihr noch?
Werbung für den Gasthof Laiter
Text und Bilder entstanden vor den Lockdowns der Pandemie.
Heike, 17. März 2021
[…] Rudi Vogler, Wirt des Gasthof Laiter, Jäger, Metzger, Koch, Fischer, …, den ich Euch bereits hier vorgestellt […]