Buntes Gemüse unterm Regenbogen
aHEU.BLOG unterwegs bei der Regenbogen Arbeit gGmbH //
Im Münchener Nordosten steht am Ende des Regenbogens ein Topf geschnittenes Gemüse: Bei der „Regenbogen Arbeit gemeinnützige GmbH“ wird Frischgemüse gewaschen, geschält und geschnitten. Und zwar nicht von irgendwem, sondern von Mitarbeitern, deren circa eine Hälfte psychisch behindert sind, die andere Hälfte nicht. Die Regenbogen Arbeit gGmbH ist eine Inklusionsfirma. Das heißt, hier finden auch Menschen einen Arbeitsplatz, die aufgrund ihrer Einschränkungen nicht dazu in der Lage sind, in einem Betrieb zu arbeiten, der keine Rücksicht auf besondere Bedürfnisse nimmt.
Neben der „Frischkost“ betreibt Regenbogen auch ein Café, Kantinen, Catering, Entsorgung und Landschaftspflege. Ganz wichtig ist, daß alle Regenbogen-Stellen vollwertige sind und ganz normal sozialversichert – die Mitarbeiter gehen einer regelmäßigen Arbeit nach, von der sie ihr Leben finanzieren können und nicht auf Sozialleistungen angewiesen sind. Faire Bedingungen und eine echte Inklusion in unsere Arbeitsgesellschaft also. Ganz abgesehen vom Balsam für die Seele, von der eigenen Hände Arbeit zu leben, gebraucht zu werden und Teil eines gemeinschaftlichen Ganzen zu sein.
Die Kundschaft, Händler und Großverbraucher von küchenfertigem Gemüse, merkt von den außergewöhnlichen Mitarbeiterressourcen nichts. Betriebsleiter Markus Pirschlinger stammt von einem Bauernhof und muß im vorigen Leben Ballerina gewesen sein, so wie er den Spagat schafft zwischen sozialpädagogischer und betriebswirtschaftlicher Führung, zwischen menschlichem Augenmaß und hoher Produktqualität. Getreu dem Regenbogen-Motto „Völlig normal – Leistung und Verantwortung“.
Die Auftrags- und Ertraglage sei nicht schlecht, verrät Herr Pirschlinger mir. Wenn Maschinen angeschafft werden müssen, sei die Regenbogen Arbeit jedoch auf Spendengelder angewiesen. Allerdings wären Spenden nicht nötig, würden Großküchen und Gastronomien einfach mehr bei der Regenbogen Arbeit einkaufen. Die Kapazitäten wären jedenfalls vorhanden; sowohl auf Seiten des Gemüse-Regenbogens als auch mutmaßlich bei den Abnehmern. Mein Traum: Corporate Social Responsibility nicht in eine extra Abteilung mit Feigenbäumen verbannen, sondern im täglichen Geschäft anständig sein – Wölkchen! (:
Um Spendengelder für Maschinen aufzutreiben, dazu bleibt im Tagesgeschehen bei der Regenbogen Arbeit oft nicht genug Zeit. Und auch bei Spenden herrscht Wettbewerb: Für zum Beispiel Kinder und Tiere sitzt der Geldbeutel lockerer als für Menschen mit psychischer Behinderung. Viele meinen, Betroffene sollten sich halt mal zusammenreißen und nicht so anstellen. Oder eine psychische Erkrankung wird oft mit Gewaltverbrechen und Gefährlichkeit in Verbindung gebracht. Dabei hängt das erstmal überhaupt nicht zusammen, und bei uns erkranken insgesamt psychisch immer mehr Menschen. Ich glaube, daß wir so ziemlich alle selbst schon schlimme Zeiten erlebt haben, die uns genauso auch in eine bleibende psychische Krankheit hätten führen können. Ein Ver-rückt-werden ist uns näher, als wir meist denken…
In Herrn Pirschlingers Büro fiel mein Blick auf diese Karte:
Und ich dachte mir: Gibt es auf dieser Welt irgendeine Firma, in die diese Karte nicht paßt?! (;
Also, nun kennt Ihr den sagenumwobenen Topf voll mit buntem, geschnittenen Gemüse am Ende des Regenbogens. Wollt Ihr sein Deckel sein?
Falls Ihr Euch das Konzept der Regenbogen Arbeit gGmbH auch gefällt, dann erzählt Eurer Kantinenchefin davon! Oder Eurem Lieblingswirt! Sie könnten ihr Gemüse dort beziehen, in allen möglichen Formen und Größen, bio wie konventionell.
Kontakt dazu: http://www.regenbogen-arbeit.de/de/3400.php
Falls Ihr gerade keine Großküche oder Beziehungen zu ihr parat habt, trotzdem aber etwas beitragen mögt, dann sponsort doch ein Teil einer Maschine – eine Bürste, Abdeckung, Motor oder so: Spenden
Oder interessiert Ihr Euch noch weiter? Dann seht Euch die Website der Regenbogen gGmbH an.
Heike, 10. April 2019 mit Bildern der Regenbogen gGmbH